Ein Kaltkanal ist ein spezielles Werkzeugkonzept, das in der Herstellung von Elastomer- und Silikonteilen verwendet wird, insbesondere in der Gummiindustrie. Das Kaltkanalsystem sorgt dafür, dass das Material im Kanal kalt bleibt und nicht vulkanisiert oder aushärtet, bis es die Formkavitäten erreicht. Im Gegensatz zu Heißkanälen bleibt das Material im Kaltkanal formbar und kann nach dem Spritzvorgang erneut verwendet werden, was Materialverluste reduziert.
Im Kunststoffspritzguss hat ein „Kaltkanal“ eine andere Bedeutung: Hier werden kalte Bereiche im Werkzeug möglichst vermieden, da Kunststoffschmelzen in flüssigem Zustand bleiben müssen. In der Elastomerverarbeitung hingegen wird der Kaltkanal aktiv gekühlt, um eine vorzeitige Vulkanisation zu verhindern.
Das Kaltkanalsystem besteht aus gekühlten Kanälen, durch die das Material geführt wird, bevor es in die Formkavitäten gelangt. Diese Kühlung verhindert, dass das Material im Kanal vulkanisiert, während die Formkavität selbst beheizt ist, um das Material gezielt zu vulkanisieren. Der Prozess umfasst folgende Schritte:
Kaltkanalsysteme bieten spezifische Vorteile in der Elastomerverarbeitung:
Trotz ihrer Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Nutzung von Kaltkanälen in der Gummiindustrie:
Kaltkanalsysteme kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn komplexe Geometrien und eine hohe Materialeffizienz erforderlich sind:
Die Hauptunterschiede zwischen Kaltkanalsystemen (für Elastomere) und Heißkanalsystemen (für Kunststoffe) liegen in der Temperaturregelung und der Materialwiederverwendung:
Kriterium | Kaltkanal | Heißkanal |
---|---|---|
Temperatur | Aktiv gekühlt, Material bleibt formbar | Beheizt, Material bleibt geschmolzen |
Materialverbrauch | Weniger Abfall, da Material wiederverwendet wird | Höherer Verbrauch, da Material im Kanal verbleibt |
Materialtyp | Elastomere (z. B. Gummi, LSR) | Thermoplastische Kunststoffe |
Energieverbrauch | Hoch, da aktives Kühlen und Heizen nötig ist | Hoch, aber nur durch Beheizung |
Kosten | Hohe Anschaffungskosten, langfristig Einsparungen durch Materialwiederverwendung | Mittlere Anschaffungskosten, aber laufend höhere Betriebskosten |
Kaltkanäle lohnen sich insbesondere bei hohen Stückzahlen und komplexen Bauteilen, bei denen Materialkosten durch Einsparungen kompensiert werden können. Sie sind zudem sinnvoll, wenn Materialien verwendet werden, die teuer oder schwer verfügbar sind, da Abfall minimiert wird. Im Gegensatz dazu sind bei kleinen Serien oder einfacheren Geometrien herkömmliche Werkzeuge oft ausreichend und kostengünstiger.
Das Kaltkanalsystem ist eine Schlüsseltechnologie in der Gummi- und Silikonverarbeitung, die eine präzise Fertigung und Materialeffizienz ermöglicht. Es ist besonders in der Serienproduktion hochwertiger Dichtungen, Dämpfer und anderer Elastomerbauteile unverzichtbar. Trotz der höheren Investitionskosten bietet der Kaltkanal durch Materialeinsparungen und hohe Produktqualität langfristige Vorteile.
Die Siegel Dichtungen Gummi- und Kunststofffabrik GmbH ist seit über 70 Jahren ihr Partner für die Produktion stanztechnischer, extrudierter und formgepresster Gummierzeugnisse